24 Mrz 2017 von Ludwig Boltzmann

Ideas Lab für Forschungsprogramm zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stößt international auf großes Interesse

136 ForscherInnen aus 27 Ländern haben sich für die neuartigen Forschungsgruppen beworben.

Wien, 23. März 2017. Laut Wellcome Trust Foundation beginnen 75 Prozent aller psychischen Erkrankungen vor dem 18. Lebensjahr. Mittels Open Innovation Methoden wird die Ludwig Boltzmann Gesellschaft nun der Forschung im Bereich psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen neue Impulse geben. Die Basis dafür ist das Open Innovation Projekt „Reden Sie mit!“, bei dem erstmals gezielt eine breite Öffentlichkeit in die Erarbeitung neuer Forschungsfragen einbezogen wurde – mit Erfolg, denn die Beiträge aus dem Crowdsourcing werden jetzt in konkrete Forschungsaktivitäten überführt.

Anfang des Jahres wurden WissenschaftlerInnen eingeladen, sich für ein „Ideas Lab“ zum Thema psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu bewerben. Aus dem Ideas Lab wird schließlich ein neues Forschungsprogramm im Themenfeld „Kinder psychisch kranker Eltern“ hervorgehen. Ein Forschungsprogramm, das sich dadurch auszeichnet, dass ForscherInnen aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten und PatientInnen, Betroffene und andere Menschen aus der Community in ihre Arbeit einbeziehen. „Wir werden hier ein Forschungsprogramm starten, das aktiv verschiedene Disziplinen verbindet, unmittelbar auf das Wissen der Community zurückgeht und diese auch zukünftig einbezieht. Es geht darum, neue Erkenntnisse zu erlangen, und theoretisches und praktisches Wissen zu generieren, das die Forschung weiter bringt und den Betroffenen nützt“, erklärt Claudia Lingner, Geschäftsführerin der Ludwig Boltzmann Gesellschaft.

Dass diese innovative Vorgangsweise der Ludwig Boltzmann Gesellschaft in der Wissenschaft gut ankommt, beweist das große internationale Interesse von ForscherInnen am Ideas Lab teilzunehmen. „Wir haben 136 Bewerbungen aus 27 Ländern bekommen. Neben Bewerbungen aus den Kerndisziplinen wie Psychologie und Psychiatrie haben sich WissenschaftlerInnen aus Computer-, Sozial-, Kommunikations- und Erziehungswissenschaften sowie den Bereichen Kunst und Tanz beworben. Das ist ungewöhnlich und sehr erfreulich, denn bei herkömmlichen Ausschreibungen fühlt sich oft nur ein enger Kreis angesprochen“, so Programm Managerin Raphaela Kaisler.

Auch bei der Suche nach TeilnehmerInnen für das Ideas Lab hat die Ludwig Boltzmann Gesellschaft auf Open Innovation Methoden zurückgegriffen: Mehr als 900 potenziell Interessierte wurden an internationalen Universitäten oder Institutionen, auf Plattformen oder in renommierten Journals direkt gesucht und gezielt auf das Ideas Lab angesprochen. Dies geschah gemeinsam mit dem Partner winnovation. Diese intensive Suche hat sich gelohnt: 40 Prozent aller BewerberInnen haben sich aufgrund dieser Kontaktaufnahme beworben.

Eine internationale Jury wird nun auf Basis speziell entwickelter Kriterien dreißig WissenschaftlerInnen auswählen, die im Rahmen des Ideas Lab im Mai 2017 gemeinsam Forschungskonzepte entwickeln werden. Darin liegt ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu üblichen Ausschreibungsverfahren, für die sich bereits bestehende Teams mit sehr konkreten Forschungsvorhaben bewerben. Das fünftägige Ideas Lab ist vielmehr offener Experimentier- und Kommunikationsraum, der zur Teambildung dient und dazu, vor Ort gemeinsame neuartige Forschungskonzepte zu erarbeiten. Impulse erhalten die Ideas Lab TeilnehmerInnen neben FachexpertInnen auch von Betroffenen, einer Schauspielerin und einer bildenden Künstlerin. Aus dem Ideas Lab werden schließlich die LeiterInnen für die zukünftigen Forschungsgruppen, die an österreichischen Universitäten angesiedelt sein werden, rekrutiert.

„Mit dem Ideas Lab haben wir uns für ein innovatives Format entschieden“, so Lingner. Das Forschungsprogramm wird vier Jahre laufen und hat ein Projektvolumen von 1,5 Mio. Euro pro Jahr.

www.openinnovationinscience.at

Open Innovation in Science Initiative (OIS Initiative)

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft startete 2012 eine Initiative zum Thema Open Innovation in Science, die laufend an Bedeutung gewinnt. Zwei Pilotprojekte sind inzwischen erfolgreich realisiert: Das Crowdsourcing Projekt „Reden Sie mit!“, bei dem neue Forschungsfragen zum Thema psychische Gesundheit generiert wurden, und LOIS (Lab for Open Innovation in Science), ein Training für WissenschaftlerInnen, wie Open Innovation Methoden in der Wissenschaft eingesetzt werden können. Als Angelpunkt für die OIS Initiative wurde das „Open Innovation in Science Research and Competence Center“ (OIS Center) gegründet. Gerade läuft das Forschungsprogramm „Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ mit der Auswahl der Forschungsgruppen im Format eines Ideas Lab an.

www.openinnovationinscience.at

Über die Ludwig Boltzmann Gesellschaft

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft schafft die Rahmenbedingungen, damit gezielt neue Forschungsthemen in Österreich angestoßen werden. Die LBG gibt Freiraum zum Querdenken und behandelt gesellschafts- und zukunftsrelevante Forschungsfragen. In 18 Instituten und Clustern werden Themen aus den Health Sciences und den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften erforscht.

www.lbg.ac.at