Happy 175th Birthday, Ludwig Boltzmann!
Der Namensgeber der Ludwig Boltzmann Gesellschaft wurde am 20. Februar 1844 in Wien geboren. Er war Physiker und Philosoph, glaubte an die Öffnung der Wissenschaft und förderte Frauen in der Forschung.
Boltzmann-Konstante, Boltzmann-Faktor und Boltzmann-Gleichung – Ludwig Boltzmann ist international als ein Großer der Physik bekannt. Seine bahnbrechenden naturwissenschaftlichen Arbeiten sind für die moderne Forschung von großer Bedeutung. Er befasste sich mit Theorie und führte Experimente durch.
Dass Ludwig Boltzmann auch Philosoph war, geht oft unter, obwohl er ab 1903 einen Lehrauftrag für Philosophie an der Universität Wien hatte und seinen Vorlesungen auch großes öffentliches Interesse galt. Insgesamt war Boltzmann – wie man das heute nennen würde – ein begabter Wissenschaftskommunikator. Ein schönes Beispiel: Er veranschaulichte einen Vortrag über die Luftfahrt, den er im Wiener Musikverein hielt, mit einer richtigen Flugvorführung und ließ ein Modell seiner „dynamischen Flugmaschine“ im Großen Saal starten. Er hielt mitreißende Vorlesungen, die seine Schülerin Lise Meitner als „die schönsten und anregendsten“, die sie jemals gehört habe, bezeichnet.
Seine vielen internationalen Vortragstätigkeiten wie etwa 1905 nach Berkeley und seine Vernetzung mit der internationalen Fachwelt, waren damals für einen österreichischen Wissenschaftler keine Selbstverständlichkeit. Boltzmann glaubte, dass man bei geringerer Abgeschlossenheit mehr leisten könne und die Leistungen rascher bekannt und daher fruchtbringender gemacht werden können. Er förderte außerdem die (natur-)wissenschaftliche Karriere von Frauen und war ein wichtiger Lehrer der Physikerin Lise Meitner, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts eine der ersten weiblichen Physikstudentinnen an der Universität Wien war. Verheiratet war er mit Henriette von Aigentler, die es als erste Frau in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts schaffte, Vorlesungen in Naturwissenschaften, Mathematik und Philosophie an der Universität Graz zu besuchen – freilich noch als außerordentliche Hörerin.
Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft kam dank ihres ersten Instituts, das sich mit Festkörperphysik befasste, zu ihrem schönen Namen. Hat man bei der Gründung vor über 50 Jahren geahnt, dass Boltzmann als Namenspatron so gut zur heutigen Ludwig Boltzmann Gesellschaft passen würde? Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft kombiniert ihre thematischen Forschungsschwerpunkte in den Natur- und Geisteswissenschaften, arbeitet mit ihrem Open Innovation in Science Center gezielt an der Öffnung der Wissenschaft und kann auf eine Frauenquote von rund 50 Prozent bei den WissenschaftlerInnen stolz sein.
Aktuelle Tipps zum Nachlesen:
„Ludwig Boltzmann und das Ende der alten Physik“
Ein Porträt von Tanja Traxler und David Rennert
Der Standard, Forschung Spezial, 20. Februar 2019
https://derstandard.at/2000098201464/Ludwig-Boltzmann-und-das-Ende-der-alten-Physik
„Boltzmann wäre vom Computer begeistert gewesen“
Ein Interview mit Christoph Dellago, Professor für Computational Physics an der Universität Wien
uni:view, 18. Februar 2019
https://medienportal.univie.ac.at/uniview/wissenschaft-gesellschaft/detailansicht/artikel/ludwig-boltzmann-waere-vom-computer-begeistert-gewesen/
„Ludwig Boltzmann zum 175. Geburtstag“
Gastbeitrag von Wissenschaftshistoriker Wolfgang L. Reiter
uni:vie, 19. Februar 2019
https://medienportal.univie.ac.at/uniview/wissenschaft-gesellschaft/detailansicht/artikel/ludwig-boltzmann-zum-175-geburtstag/
„Kolossale Körper“
Von Karl Sigmund
Die Presse, Spectrum, 16. Februar 2019
https://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/5580435/Kolossale-Koerper?from=suche.intern.portal