Corona und psychische Gesundheit: Hilfe für Betroffene
Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft entwickelt mit „Reden Sie mit!“ konkrete Maßnahmen für den Kampf gegen die psychischen Folgen von Corona
Seit über einem Jahr dominiert die COVID-19-Pandemie öffentliches und privates Leben. Trotz der inzwischen entwickelten Impfstoffe, Medikamente und Therapieformen leiden weite Teile der Bevölkerung nach wie vor unter Einschränkungen des Alltags. Diese Belastungen machen sich auch beim psychischen Zustand weiter Teile der Gesellschaft bemerkbar. Die Initiative Reden Sie mit! der Ludwig Boltzmann Gesellschaft befasste sich schon im Frühjahr 2020 mit den Folgen: „Reden Sie mit! Was macht Corona mit unserer psychischen Gesundheit?“ setzte einen breit gefächerten Dialog in Gang, um evidenzbasiertes Wissen zu erzeugen und der Politik fachlich fundierte Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung zu stellen.
Maßnahmenpaket für psychische Gesundheit
In einem mehrstufigen Prozess beteiligten sich über 800 Personen an einem Crowdsourcing, die Ergebnisse bildeten die Grundlage für Co-Creation-Workshops mit ExpertInnen und PraktikerInnen. Das interdisziplinäre Projektteam konnte so konkrete Maßnahmenvorschläge erarbeiten und gleichzeitig Bereiche identifizieren, in denen dringend weiterer Forschungsbedarf besteht. Die Resultate fokussieren vor allem auf drei neuralgische Lebensbereiche: Neben der Existenzsicherung und der gesellschaftlichen und sozialen Lebensgestaltung zeigt sich insbesondere der Schul- und Bildungsbereich als besonders anfällig für psychische Folgen der COVID-19-Pandemie – also SchülerInnen, LehrerInnen, aber auch Eltern und das restliche familiäre Umfeld.
Peer-Mentoring für Schülerinnen und Schüler
Konkretes Produkt der Initiative und wichtige Maßnahme zur Unterstützung Jugendlicher ist das Projekt OPEN der Forschungsgruppe D.O.T. (Die offene Tür). Die Forschungsgruppe der Ludwig Boltzmann Gesellschaft entwickelt bereits seit 2018 Maßnahmen zur Stärkung der Beziehungen zwischen Jugendlichen untereinander und fördert damit ihre soziale Integration. Über die neue Online-Plattform OPEN können gefährdete Jugendliche anonym Kontakt zu geschulten Personen aus ihrer Peer-Gruppe aufnehmen und sich über ihre individuelle Situation austauschen. Dieser „Peer-zu-Peer“-Austausch wird dabei durchgängig von Fachpersonen (TherapeutInnen, PsychologInnen, u.w.) supervidiert. So kann bei schwerwiegenden oder potenziell gefährlichen Inhalten zeitnah professionell interveniert und gegebenenfalls zu therapeutischen Angeboten übergeleitet werden.
„OPEN geht gezielt auf das Kommunikationsverhalten von Jugendlichen im digitalen Zeitalter ein. Damit umschiffen wir die Hemmschwellen, die wir bei professionellen Angeboten oft sehen. Jugendliche erhalten so unkompliziert Zugang zu Bewältigungsstrategien und werden durch „Gleichgesinnte“ unterstützt. So normalisieren wir auch den allgemeinen Umgang mit psychosozialen Problemen, wovon die Gesellschaft als Ganzes profitiert.“
– Dr. Beate Schrank, klinische Psychiaterin, Leiterin der Forschungsgruppe sowie Expertin bei Reden Sie mit! zum Nutzen von OPEN.