60 Jahre Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft wurde am 23. September 1960 gegründet und begeht 2020 ihren 60. Geburtstag. Zu diesem erfreulichen Anlass wollen wir die Gelegenheit nutzen und Ihnen mit unserer 60-Jahre-Broschüre einen Blick in die Geschichte einer der wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtungen Österreichs geben.
Im Jahr 1960 als „Ludwig Boltzmann-Gesellschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich“ gegründet, war man von Beginn an in Bereichen tätig, die von Universitäten nicht oder nur marginal beforscht wurden. Diese Pionierfunktion zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der LBG – bis heute beschreiten wir bewusst auch ungewohnte Wege beim Etablieren neuer Ideen und Methoden im Wissenschaftsbetrieb.
Ursprünglich als naturwissenschaftlich ausgerichtete Einrichtung erdacht, verbreiterte sich der thematische Fokus rasch um mehr gesellschaftsbezogene, sozial relevante Themen. Auch medizinische Schwerpunkte gehörten schon ab Ende der 1960er zum Repertoire und erhielten auch breitere Aufmerksamkeit, etwa dank einer Initiative des damaligen Bundespräsidenten Franz Jonas, der mit einem Spendenaufruf zugunsten der Leukämieforschung 1969 das LBI für Leukämieforschung und Hämatologie finanziell unterstützte.
Ab den 1970ern nahm die Zahl der Institute zu, von 11 im Jahr 1970 auf 95 im Jahr 1993 und 130 im Jahr 2003. Im Zuge einer groß angelegten Organisationsreform wurden die Forschungseinheiten ab 2003 evaluiert, neu strukturiert und teilweise zusammengelegt. Dank dieser grundlegenden Reformen und einer Reihe sehr erfolgreicher Neugründungen hat sich die LBG in Österreich eine allgemein anerkannte Position erarbeitet und finanziert innovative, interdisziplinäre und im besten Sinne risikoreiche Grundlagenforschung mit großem Anwendungs- und Transferpotenzial. Bis heute widmen wir uns gesellschaftlich relevanten Themen und Herausforderungen und leisten mit unserer Forschung einen wichtigen Beitrag dazu. Die Arbeit der Forschungseinheiten wird regelmäßig durch unabhängige Kommissionen evaluiert: Internationale ExpertInnen aus dem jeweiligen wissenschaftlichen Fachgebiet sowie SpezialistInnen für wissenschaftliche Evaluierungen und Forschungsmanagement garantieren höchste Standards.
Seit der Gründung war die Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Österreich ein Ziel der LBG. Mit dem 2016 eingerichteten LBG Career Center wurde die Betreuung von ForscherInnen erweitert, die Beratung, Unterstützung und Vernetzung geht speziell auf die Karriereperspektiven von Pre- und Post-Docs in Österreich sowohl in als auch außerhalb der Wissenschaft ein und fördert zudem intersektorale Karrierewege. Seit 2018 werden auch Führungskräfte bei der Weiterentwicklung ihrer Karriere und Führungskompetenzen unterstützt.
Schon seit 2014 beschäftigt sich die LBG ausgehend von ihrer europaweit einzigartigen Initiative „Open Innovation in Science“ mit der Öffnung der Wissenschaft: Wissenschaft soll in den Dialog mit der Bevölkerung treten, Forschungsprozesse sollen so neugestaltet werden. Mit der Eröffnung des LBG Open Innovation in Science Center im Jahr 2016 begann die systematische Beforschung, Erschließung und Weiterentwicklung der Potenziale von Open Innovation für die Wissenschaft in Österreich. Dabei nutzt das LBG OIS Center unter anderem die Methode des Crowdsourcing: So kommen auch Betroffene zu Wort, können ihre Erfahrungen teilen und mögliche Ideen einbringen.
Der Blick auf den bisherigen Weg macht die fortgesetzte Vorreiterrolle der LBG deutlich. Als außeruniversitäre Forschungseinrichtung leisten wir einen wertvollen Beitrag für den österreichischen Forschungsraum, spannen den Bogen zwischen Grundlagenforschung und Anwendung und unterstützen die gesellschaftliche Nutzung grundlagenwissenschaftlicher Erkenntnisse.
Passend zum Anlass finden Sie nebenstehend eine eigene Publikation zur Geschichte der LBG. Die beiden HistorikerInnen Katharina Bergmann-Pfleger (LBI Kriegsfolgenforschung) und Bernhard Hachleitner (LBI Digital History) bieten auf knapp 60 Seiten einen historischen Einblick in sechs Jahrzehnte einer der wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtungen Österreichs.