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21 Jun 2022 von Ludwig Boltzmann

Die LBG als Actor of Change

Neuer Fokus, mehr Institute, klinische Forschungsgruppen: Das sind die Pläne für die Zukunft der LBG.

2020 trat die lang erwartete Novelle des Forschungsfinanzierungsgesetzes (FoFinaG) in Kraft. Die LBG wurde damit zu einer der zentralen Forschungseinrichtungen des Bundes und erhielt erstmals eine langfristige, wachstumsorientierte Forschungsfinanzierung. Diese neue Stabilität bedeutet auch, dass sich neue Möglichkeiten für strukturelle Reformen und eine strategische Neuausrichtung eröffnen.

Mit der Arbeit an einem Entwicklungsplan für die Jahre 2022–2026 wurden fünf LBG-Vorstandsmitglieder betraut: Univ.-Prof. Dr. Freyja-Maria Smolle-Jüttner; ao. Univ.-Prof. Dr. Andrea Barta; Prof. Sylvia Knapp, MD, PhD; Dr. Michael Stampfer und o. Univ.-Prof. Dr. Georg Winckler. Der von ihnen ausgearbeitete Plan wurde im Sommer 2021 vom gesamten Vorstand einstimmig als Grundlage für die kommende Neuausrichtung verabschiedet.

Fokus auf Gesundheitswissenschaften

Bereits seit Ende der 1960er Jahre sind medizinische Schwerpunkte Teil des LBG-Forschungsportfolios. Mit der Neuausrichtung auf den Bereich Gesundheitswissenschaften rückt nun die Gesundheit des Menschen, unter Einbeziehung der realen Einflussfaktoren, etwa Gesundheitssystem, Umwelt, Arbeitswelt und Kommunikation, stärker ins Zentrum.

Die LBG hat bereits langjährige Erfahrung und zahlreiche Erfolge im Bereich der Gesundheitswissenschaften. Mit dieser inhaltlichen Präzisierung können wir nun optimal unsere Stärken ausspielen.

– Andrea Barta, LBG-Vorstand

Aufbauend auf klassischen Bereichen wie Epidemiologie, Immunologie und Ernährungs- und Verhaltenswissenschaften sollen auch übergreifende Themen wie beispielsweise Prävention, Rehabilitation, Umweltmedizin und Public Health adressiert werden. Damit kann die LBG in dieses in Österreich wenig ausgeprägte Segment viel Erfahrung einbringen und ihren Auftrag, innovative und gesellschaftspolitisch relevante Forschung zu betreiben, noch besser erfüllen.

Vorbilder in Bezug auf Exzellenz und Auswahl der Themenfelder sind die Harvard Medical School, die Harvard School of Public Health oder die an der Stanford University umgesetzte „One Health Initiative“, die sich durch hohe Interdisziplinarität und flexible Strukturen auszeichnen.

People, not Projects!

Die zentrale Säule der wissenschaftlichen Tätigkeit der LBG bilden auch in Zukunft Ludwig Boltzmann Institute. Dabei werden besonders die Exzellenzaspekte gestärkt: Als Leitungspersonen treten ein oder zwei ausgezeichnete Wissenschaftler:innen (Principal Investigators, PIs) auf, die neue Fragestellungen hervorbringen und ihre Forschung permanent auf einem qualitativ hohen Niveau ausführen können. Sie erhalten den für herausragende Forschungsleistungen notwendigen finanziellen und kreativen Freiraum und werden auf organisatorischer Ebene durch die schlanke LBI-Struktur und perfekt abgestimmte Koordination mit den jeweiligen Host-Institutionen entlastet.

Principal Investigators sollen Freiräume bekommen, damit sie ohne administrative Belastung mittels ihrer Kreativität neue Wege der Forschung einschlagen und dabei unvorhergesehene Entdeckungen machen können, deren direkte Umsetzbarkeit durch neue Partnerschaften und Netzwerke zu fördern ist.

– Georg Winckler, LBG-Vorstand

Die LBG orientiert sich dabei am Konzept der Howard Hughes Medical Institute (HHMI), die seit Jahrzehnten höchst erfolgreich medizinische Forschung betreiben. Dem Vorbild folgend, werden die Leitungspersonen an der Host-Institution verankert (oder sind bereits dort verankert). Die PIs rekrutieren ein geeignetes Team und knüpfen intra-, inter- und transdisziplinäre Kooperationen und Partnerschaften, um die Umsetzung und Implementierung der Ergebnisse in die Praxis zu gewährleisten.

Ludwig Boltzmann Institute sollen in Zukunft mit einer befristeten Laufzeit von 7 + 3 Jahren eingerichtet werden, anders als derzeit wird am Ende der Laufzeit keine Fortführung mehr angestrebt. Das LBG Career Center wird weiterhin mit seiner Expertise die Aus- und Weiterbildung sowie Karriereentwicklung insbesondere von Nachwuchswissenschaftler:innen unterstützen. Neben der akademischen Weiterentwicklung in Zusammenarbeit mit der Host-Institution werden von Anfang an Leadership- und Management-Know-how gestärkt und aufgebaut, wie schon bisher mit der Besonderheit, dass Perspektiven auch außerhalb der Wissenschaft betrachtet werden. Die innerhalb der LBG-Strukturen entwickelten Angebote und gewonnenen Erfahrungen werden weiterhin auch anderen akademischen Einrichtungen in Österreich zur Verfügung gestellt.

 Von unserer Förderung des klinisch-wissenschaftlichen Nachwuchses profitieren nicht nur zukünftige Spitzenforscher:innen: Wir trainieren auch die klinischen Führungskräfte von morgen.

– Sylvia Knapp, LBG-Vorstand

Das LBG Open Innovation in Science (OIS) Center wird ebenfalls seine inter- und transdisziplinären Forschungskollaborationen auf nationaler und internationaler Ebene fortsetzen, neue OIS-Methoden entwickeln und Trainings und Beratung für die Wissenschaft anbieten.

Die Klinische Forschungsgruppe (KFG)

Mit dieser neuen zweiten Säule wird die LBG die krankheits- und/oder patient:innenorientierte klinische Forschung der Medizinischen Universitäten in Österreich fördern. Der Fokus liegt dabei auf Projekten mit einer akademischen Fragestellung, also bei „investigator driven clinical studies“, bzw. translationalen Forschungsvorhaben. Ziel ist neben der Intensivierung, Professionalisierung und Qualitätssteigerung der klinischen Forschung in Österreich und deren Outputs auch die Beförderung des Wissens- und Technologietransfers durch interdisziplinäre Kooperationen. In die Forschung können auch translationale („bench to bedside“) Aspekten (insb. klinische Studien) integriert werden. Die regelmäßige Gründung neuer KFG unterstützt die leistungsorientierte Verteilung der Ressourcen und sie etabliert und stärkt auch Ausbildungsstrukturen.

Mit der in Österreich einzigartigen Klinischen Forschungsgruppe schaffen wir Raum für wegweisende Innovationen im Bereich der Medizin. Der Forschungsstandort wird damit in einem der bedeutendsten Zukunftsfelder gestärkt.

– Freyja-Maria Smolle-Jüttner, LBG-Präsidentin

Die Laufzeit einer KFG beträgt maximal acht Jahre, mit einer ersten Förderperiode von vier Jahren, an die sich nach einer positiven Zwischenevaluierung eine zweite Phase anschließt. Die gezielte Förderung des klinisch-wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein zentrales Thema der KFG und wird durch entsprechende Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen adressiert. Die Einbettung von Nachwuchswissenschaftler:innen in die Struktur soll den Aufbau zukünftiger Führungskräfte für den Bereich der klinischen Forschung garantieren.

 

Mehr Raum für Exzellenz

Insgesamt bergen die Reformpläne massive Potenziale für den österreichischen Forschungsstandort. Neben der geplanten strategischen Neuausrichtung auf den Bereich Gesundheitswissenschaften zielt der neue Entwicklungsplan der LBG 2022–2026 auf eine engere Verflechtung mit den Host-Institutionen und die regelmäßige Gründung weiterer Institute.

Mit ihren schlanken Strukturen, der hohen Flexibilität und ihrer Interdisziplinarität setzen Ludwig Boltzmann Institute schon heute wichtige Impulse im Gesundheitsbereich. Durch die engere Kooperation mit den Host-Einrichtungen wird Österreich noch stärker von dieser Arbeit profitieren.

– Michael Stampfer, LBG-Vorstand

Gleichzeitig wird mit der neuen Säule „KFG“ eine exklusive, äußerst attraktive Förderschiene etabliert. Die stärkere Fokussierung auf herausragende Wissenschaftler:innen („People, not Projects“) wird kompetenten Köpfen mehr kreativen Freiraum für echte, radikale Innovation und der österreichischen Forschungslandschaft neue Impulse geben.

a. Mit der neuen Förderinitative Klinische Forschungsgruppen (KFG) soll die klinische Forschung in Österreich gestärkt werden. © janiecbros