Aufarbeitung der Home-Learning Erfahrungen notwendig
Mit 18. Mai geht es für den Großteil der SchülerInnen wieder zurück in die Schulklassen. Lernen werde dann wieder strukturierter, aber es müsste an speziellen Angeboten für SchülerInnen mit Lerndefiziten gearbeitet werden, so Christiane Spiel von der Universität Wien und Unterstützerin der Initiative „Reden Sie mit!“ der Ludwig Boltzmann Gesellschaft.
„Beim Home Learning haben zwei Drittel der SchülerInnen keine fixen täglichen Lernzeiten eingehalten. Durch die Schulöffnung wird das Lernen wieder strukturierter werden.“ Davon geht Christiane Spiel aus, die derzeit mit einem Forschungsteam an der Fakultät für Psychologie der Universität Wien eine Studie zu Lernen unter Covid-19 durchführt. „In der Schule sind die SchülerInnen wieder sozial eingebundener, da sie ihre SchulfreundInnen treffen, sich mit ihnen austauschen und auch in Gruppen lernen können. Zudem bekommen sie mündliche Instruktionen und direkte Rückmeldungen, was ihnen beim Home Learning gefehlt hat“, so Spiel, die auch im Unterstützungskomitee der Initiative „Reden Sie mit! Was macht Corona mit unserer psychischen Gesundheit?“ der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist.
Auch wenn sich der Großteil der rund 25.000 SchülerInnen, die an der Studie „Lernen unter COVID-19-Bedingungen“ bereits teilgenommen haben, sich von ihren Lehrpersonen gut unterstützt fühlen, gebe es doch eine Reihe von Risikofaktoren beim Home Learning. Dazu zählen etwa eingeschränkter Zugang zu Computern oder Laptops für schulbezogene Aktivitäten oder auch fehlende Unterstützung in der Familie beim Lernen. Sieben Prozent der TeilnehmerInnen gaben an, gröbere Probleme bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen im Home Learning zu haben. „Diese Gruppe zeichnet sich auch durch niedriges Wohlbefinden und geringe Zuversicht aus. Betroffene SchülerInnen fühlen sich mit wichtigen Personen weniger verbunden und halten weniger Kontakt mit FreundInnen. Beim Lernen haben sie insbesondere Schwierigkeiten, ihr Lernen selbstständig zu organisieren“, erklärt Spiel. Sie befürchtet auch, dass die Risikogruppe unterschätzt wird, da z.B. SchülerInnen, die keinen Internetzugang haben, ja gar nicht teilnehmen konnten. Hier brauche es spezielle Unterstützungsangebote, so die Bildungspsychologin.
Deshalb sei es besonders wichtig, in der Schule aufzuarbeiten, wie es den SchülerInnen in der Zeit zu Hause ergangen ist, wie sie mit dem Lernen zu Rande gekommen sind, was gut und was weniger gut gelungen ist und welche Erfahrungen man für das künftige Lernen mitnehmen kann. „Bei der Schulöffnung wird wichtig sein, darauf zu achten, dass diejenigen, die wenig oder nichts dazu gelernt haben, besonders unterstützt werden, z.B. durch Summer Schools oder andere spezielle Angebote“, so Spiel.
„Reden Sie mit!“ zu Bildung und Lernen in der Corona-Krise
Auch die Ludwig Boltzmann Gesellschaft widmet sich dem Thema Bildung & Lernen in der Corona-Krise. Am 5. Mai startete die LBG mit ihrer Initiative „Reden Sie mit! Was macht Corona mit unserer psychischen Gesundheit?“ Jede und jeder kann auf einer Online-Plattform Beobachtungen über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die psychische Gesundheit bei sich selbst und bei anderen einbringen. Was die Schließung von Kindergärten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen für das psychische Wohlbefinden von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, aber auch betreuenden Personen wie Eltern oder PädagogInnen letztlich bedeutet, ist Schwerpunktthema der ersten Phase des Crowdsourcings von 5.-22. Mai auf https://corona.lbg.ac.at