Vortrag und Diskussion: Das Rote Wien (1919–1934) als Zweite Wiener Moderne

Datum

07.10.2021, 18:00 – 20:00 Uhr

Ort

VHS Wiener Urania, Uraniastraße 1 , 1010 Wien

Veranstalter

VHS Wiener Urania

Eine neue Gesellschaft auf demokratischer Grundlage, geprägt von Verteilungsgerechtigkeit und wissenschaftlicher Evidenz: Für diese Vision steht das Rote Wien als Chiffre.

Wie baut man eine Stadt ohne Slums und Ghettos, wie gewährleistet man Gesundheitsversorgung für alle, wie schafft man ein sozial durchlässiges Bildungssystem? Das sind heutige Fragen als ferne Echos aus einer Zeit, in der politischer Gestaltungswille und Aufklärung eine fragile Allianz eingingen.

Spricht man von der Wiener Moderne, ist damit normalerweise Wien um 1900 gemeint – das sogenannte Fin-de-Siècle. Mit dem Begriff des Roten Wien als Epoche der Zweiten Wiener Moderne soll sich das ändern. „Das Rote Wien ist weit mehr als ein Synonym für die sozialdemokratische Stadtverwaltung, es ist eine Epoche, in der sich nach dem Ersten Weltkrieg ein gesamtes intellektuelles Koordinatensystem verschoben hat“, sagt Ingo Zechner: „Vom Individuum zur Gesellschaft, von der individuellen Psyche zu jener der Massen, vom Körper des Einzelnen zum sozialen Körper, vom Begehren zum Bedürfnis, von einer vertikalen zu einer horizontalen Ordnung“.

Rund 280 ausgewählte Originaltexte auf Deutsch und auf Englisch mit Einleitungen und Kommentaren sowie eine Reihe von neuen und weniger vertrauten Thesen zum Roten Wien als Epoche: Die Herausgeber Rob McFarland, Georg Spitaler und Ingo Zechner sprechen über die Arbeit am Red Vienna Sourcebook, an der ein großes internationales Team in Berkeley, Harvard, Chapel Hill, Chicago, Columbia, Ithaca, Provo, Vancouver, Heidelberg und Wien beteiligt war.

Rob McFarland ist Professor of German an der Brigham Young University und Co-Leiter von Sophie: A Digital Library of Works by German-Speaking Women. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Red Vienna, White Socialism and the Blues: Ann Tizia Leitichs America (2015) und Sophie Discovers Amerika: German-Speaking Women Write the New World (2014), hg. mit Michelle James. Zahlreiche Aufsätze zu Großstadtliteratur und Film, Geschlecht und Architekturgeschichte.

Georg Spitaler, Politologe und Historiker, Lehrbeauftragter und ehem. Postdoc-Assistent an der Universität Wien, forscht am Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA). Zahlreiche Publikationen zu den Forschungsschwerpunkten ArbeiterInnengeschichte, Politische Theorie und Cultural Studies, politische Aspekte des Sports. Co-Kurator der Ausstellung Das Rote Wien 1919–1934 im Wien Museum MUSA (2019/20) und Mitherausgeber des Ausstellungskatalogs Das Rote Wien 1919–1934. Ideen, Debatten, Praxis, gem. mit Werner Michael Schwarz und Elke Wikidal.

Ingo Zechner, Philosoph und Historiker, ist Direktor des Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (LBIDH) in Wien. Er war 2000–2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, deren Anlaufstelle für jüdische NS-Verfolgte er 2003–2008 leitete, 2009 Geschäftsführer des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien. Seit 2011 Projektleiter am und seit 2015 Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft, aus dem 2019 das LBIDH hervorgegangen ist. 2013–2016 zusätzlich Stv. Direktor und Wissenschaftskoordinator des IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Publikationen: Monografien, Ausstellungskataloge, Sammelbände, Texteditionen, Aufsätze und Rezensionen zu Philosophie, Film, Literatur, Musik, Rotes Wien, Archiv-Theorie und -Praxis, Holocaust-Studien.

In Kooperation mit der Ludwig Boltzmann Gesellschaft.

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